Klubkino "Capitol" Karl-Marx-Stadt, eröffnet 1982; heute Clubkino Siegmar; Orig./Repro: SStArch Chemnitz
Beginnend Mitte der 1960er Jahre, massiv einsetzend ein Dutzend Jahre später, wurden in der gesamten DDR marode Kinos zu neuartigen Filmtheaterformen umgebaut. Das Besondere an ihnen waren ihre geringe Platzkapazität (meist 20–120), die gastronomische Versorgung des Saales durch eine eingebaute Bar, die aufgelockerte Bestuhlung mit Sesseln an Tischen und das teilweise etwas andere Programm. Die "kleinen Kinos" sollten Zuschauerwünsche nach Geselligkeit, Kommunikation und "Erlebnisgastronomie" erfüllen. Natürlich eignete sich die gemütliche Atmosphäre auch für Gespräche über den gesehenen Film und die Nutzung durch organisierte Besuchergruppen. Eine umfangreiche Mehrzwecknutzung mit Theater, Diskotheken, Preisverleihungen u.ä. hatten die Erbauer für die größeren Gastronomiekinos explizit vorgesehen und sie entsprechend mit kleinen Bühnen und einem Minimum an Veranstaltungstechnik ausgerüstet.
In zwei Gruppen lassen sich die kleinen Kinoformen zusammenfassen: Studiokinos und Gastronomiekinos (Kino- und Visionsbars, Klubkinos, Kinoklubs, Kino-Cafés). Während Studiofilmtheater als Orte zur Propagierung anspruchsvoller Streifen auf Beschluss des Ministerrates im gesamten Land eingerichtet wurden, waren die Gastronomiekinos Eigenentwicklungen der regionalen Kinoverwaltungen, den sogenannten Bezirksfilmdirektionen.
Die Vorstellungen und die Benennungen von kleinen Kinoformen differierten stark von Bezirk zu Bezirk. Egal jedoch, was sich der einzelne BFD-Mitarbeiter unter einem Kinoklub, Kino-Café oder einer Kinobar vorstellte, typisch für nahezu alle Formen war der "Klubcharakter" der kleinen Gastrokinoformen (und auch vieler Studiofilmtheater): wenige Plätze, lockere Sitzordnung mit gemütlichen Sesseln an Tischen, gastronomische Betreuung ... Wie die Einrichtung dann im konkreten Fall hieß, war relativ egal, so lange sie diese Kriterien erfüllte.
Regionale Kinogeschichtsforschung
Die Geschichte der "kleinen Kinos" ist – wie das DDR-Lichtspielwesen überhaupt – bisher ein weißer Fleck auf der medienwissenschaftlichen "Landkarte". So soll die Magisterarbeit, deren Ergebnisse diese website ausschnittweise präsentiert, einen kleinen Beitrag zu einer umfassenden Kino-Historie Ostdeutschlands leisten. Schwerpunktmäßig wurden die "Vorreiterbezirke" Halle und Karl-Marx-Stadt (siehe "geographische Verteilung") untersucht.
Viele, viele Details, die lange und "gehaltvolle" Liste aller kleinen Kinos in der DDR, Untersuchungen zu den Funktionen der Studio- und Gastronomiekinos im Mediensystem der DDR, theoretische Abhandlungen, Zitate und Quellenangaben fehlen aus pragmatischen und urheberschutzrechtlichen Gründen. Bei Interesse kann die gesamte Magisterarbeit "Kleine Kinoformen in der DDR" in der Bibliothek des Institutes für Kommunikations- und Medienwissenschaft, Uni Leipzig, eingesehen oder bei der Autorin angefordert werden. In kompakter Form stehen alle Forschungsergebnisse auch in einem Aufsatz.
Fragen und Anmerkungen, Lob und Kritik bitte an: tanja (ät) ddr-klubkinos (punkt) de