Visionsbars: Kino im Glaskasten

Blick aus der Visionsbar im 'Capitol' Hohenstein-Ernstthal; * 1979 Blick in die Visionsbar; Original/Repro (2 Fotos): SStArch Chemnitz
Visionsbar im "Capitol" Hohenstein-Ernstthal, eröffnet 1979; Orig./Repro: SStArch Chemnitz

Visionsbars waren wohnzimmer- oder gaststättenähnlich eingerichtete Bereiche im hinteren Teil eines größeren Kinosaales (auf bzw. unter dem bestehenden Rang oder, falls kein Rang vorhanden, am hinteren Ende des Zuschauerraumes). Vom Rest des Zuschauerraumes waren sie durch eine Glasscheibe mit Vorhang abgetrennt. War der Vorhang offen, konnte man durch die Scheibe den Film ansehen (daher aus dem Lateinischen abgeleitet "Visions-"), bei zugezogenem Vorhang in Ruhe Veranstaltungen wie Filmdiskussionen durchführen. Durch den Sichtkontakt konnte man in Visionsbars das gleiche Programm sehen wie im großen Saal; der Ton kam über eigens in der Visionsbar installierte Lautsprecher.

Während im Zuschauerraum die DDR-übliche harte Holz-Klapp-Bestuhlung (bestenfalls mit etwas Schaumstoff und Stoff überzogen) stand, lockten die Visionsbars mit gemütlichen Sitzgruppen (Sessel an Tischen) und einem Bartresen mit Imbissangebot. In der Regel fanden 20 bis 40 Gäste Platz.

Rangbar im 'Metropol' Karl-Marx-Stadt, * 1979; Orig./Repro: SStArch Chemnitz
Rangbar im "Metropol" Karl-Marx-Stadt, eröffnet 1979; Orig./Repro: SStArch Chemnitz

Kinobars, Rangbars ...?

Kinobar nannte man kleine, abgetrennte Bereiche mit bequemer Bestuhlung und Tischen ("Klubcharakter") sowie gastronomischer Betreuung (Bartresen). Sie waren nicht in den Zuschauerraum, sondern in Vor- oder Nebenräume eingebaut (Foyer, ehemalige Garderoben oder Büros). Es bestand kein Sichtkontakt zur Leinwand, der Raum verfügte auch über keine eigene Filmwiedergabemöglichkeit. 20–50 Plätze. Kinobars als abgetrennte Räume entsprachen den Kino-Cafés des Bezirkes Halle und ähnelten den Kaffeebars im Bezirk Karl-Marx-Stadt.

In einigen Bezirken wurde allerdings nicht zwischen Kino- und Visionsbar unterschieden, so dass "Kinobar" ein zusammenfassender Oberbegriff war.

Rangbars befanden sich, wie der Name nahelegt, stets auf dem Rang, waren aber ansonsten wie Visionsbars eingerichtet. Der Begriff wurde nur selten und dann i. d. R. für Bars ohne Glasscheibe verwendet.

Entwicklung und Verbreitung der Visionsbar-Idee

Und heute? Was ist aus den Bars geworden?

Tanja Tröger 2004–2013